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Arbeitsgemeinschaft für Bildung Mannheim

Stolpersteinverlegung in Seckenheim

Pressemitteilungen

Unter großer Beteiligung der Bevölkerung von Seckenheim wurde am ehemaligen Wohnhaus des sozialdemokratischen Widerstandskämpfers Ludwig Ruf, der von den Nazis im Mai 1936 im Gefängnis ermordet worden war, ein Stolperstein verlegt. Anwesend waren auch seine jüngste Tochter Emma, seine hochbetagte Nichte sowie mehrere Familienangehörige.

Dem Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Rangierarbeiter Ludwig Ruf aus Seckenheim, geboren am 12. Februar 1889 wurde eine wache Intelligenz und eine volkstümliche Redebegabung zugesprochen. Schon früh musste er zum Unterhalt in einer vielköpfigen Arbeiterfamilie beitragen. Deswegen blieb ihm eine Berufsausbildung verwehrt. Als Rangierarbeiter am Mannheimer Hauptbahnhof hatte er für 11 Kinder zu sorgen.

Ludwig Ruf war im SPD-Ortsverband Seckenheim, als Vorsitzender des Betriebsrates beim Mannheimer Bahnhof, als Mitglied im Bezirksbetriebsrat, als Versicherten-Vertreter sowie als Mitglied der Ortsverwaltung und des Bezirksvorstandes der Einheitsgewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands aktiv.

Von den Nazis wurde Ludwig Ruf besonders gehasst. Er hatte jedoch eine sehr große Wertschätzung unter den Eisenbahnern und darüber hinaus auch bei der Reichsbahn bis zur Direktion in Karlsruhe.

Nach der Machtergreifung der Nazis knüpfte er mit anderen Genossen Verbindung zur SPD in Straßburg und in Prag. Im Dezember 1935 nahm er an einer geheimen Besprechung in Antwerpen teil, von der allerdings die Gestapo erfahren hatte. Fast alle Teilnehmer wurden verhaftet; Ludwig Ruf am 14. Februar 1936. Er kam in Untersuchungshaft. Ein damaliger Mitgefangener, der Gewerkschaftssekretär Matthias Denzler schrieb über die Ereignisse am 19. Mai 1936 im Mannheimer Gefängnis:

„Abends gegen 17 Uhr hörte ich über mir Laute einer harten Auseinandersetzung, verbunden mit Hilferufen. Dann folgte ein dumpfer Aufschlag mit weit hallenden Schmerzensschreien.“ Am nächsten Tag erfuhr er, dass „ein ‚Politischer’ von der oberen Galerie des Gefängnisses herabgestürzt sei… Als Todesursache wurde dann aber bei Ruf offiziell Selbstmord durch Erhängen angegeben.“ Frau Ruf, die ihren Mann selbst bestatten durfte, hatte bei ihm allerdings keine Strangulierungsmerkmale gesehen, dagegen eine schwere Verletzung am Kopf. Ludwig Ruf war erst 47 Jahre alt, als er von der Gestapo ermordet wurde. Seine Mörder wurden nie vor ein Gericht gestellt.

Im April 1936 wurden insgesamt 58 Anhänger der damaligen illegalen SPD in Mannheim verhaftet. Damit war das Gerüst der Organisation zerstört. Zwischen Juli und März 1937 wurden 59 Sozialdemokraten aus Mannheim und Umgebung vor dem OLG Karlsruhe und dem 2. Senat des Volksgerichtshofs verurteilt.

Ludwig Ruf hat im Kampf gegen den Faschismus, für Freiheit und für die Rechte der Unterdrückten sein Leben geben müssen. Er ist einer von vielen verfolgten Menschen aus unserer Stadt. Zukunft braucht Erinnerung. Wir haben die Verantwortung, die Erinnerung an Ludwig Ruf sowie die anderen Antifaschistinnen und Antifaschisten wach zu halten und wir haben die Aufgabe, auch heutzutage gegen Holocaust-Leugner und Antisemiten, gegen Nazi-Aufmärsche, gegen Rassisten und gegen Gewalt aufzutreten. Das erfordert heute nicht mehr das Leben, aber Zivilcourage und die Bereitschaft hin- und nicht wegzuschauen.

 

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